Interview mit Power-Yogalehrerin Roni Lacerda

Wenn es einem schlecht geht, kann man nicht vermitteln: „Entspannt euch! Alles ist super!“ Aber damit es einem gut geht muss man auf sich aufpassen und achtsam mit sich sein.
Roni Lacerda ist die Gründerin des familiären und wunderschönen Ronis Yogastudio in Maxvorstadt. Sie unterrichtet fließendes und kraftvolles Vinyasa Yoga und ist Thai-Masseurin.
Interview mit Power-Yogalehrerin Roni Lacerda
My Yoga Guide: Beschreibe deinen Yoga-Unterricht in drei Worten oder einem Bild.
Roni Lacerda: ‚Kraftvoll‘, ‚Spaß‘ und ‚Selbstliebe‘.
My Yoga Guide: Seid wann beschäftigst du dich mit Yoga und was waren deine Inspirationsquellen?
Roni Lacerda: Ich beschäftige mich seid ungefähr 20 Jahren mit Yoga. Als ich 20 war, jetzt bin ich 40, war die Ära Jazz-Dance. Ich fand das eher blöd, wollte Sport machen und habe dann erstmal lange Pilates gemacht. Irgendwann konnte ich mir Pilates nicht mehr leisten, weil ich damals immer diese Einzelstunden gemacht habe, die ich bis dahin von der Krankenkasse bezahlt bekommen hatte. Deshalb bin ich zum Uni-Sport gegangen und habe dort mit Yoga angefangen.
Die Lehrerin war super. Ich bin ab der ersten Stunden in alle ihre Klassen gerannt. Das war wie eine Erleuchtung, ich kann das nicht beschreiben. Sie ist eine Inderin, die in England, also in Southampton, gewohnt hat, wo ich an der Uni war. Sie hat eigentlich gar nichts besonderes gemacht. Am Anfang so ein Lied gesungen und dann eine sehr kraftvolle Yogapraxis mit ewig langen Holds. Aber es hat mich so begeistert, dass ich mit dem Radl durch den ganzen Ort gegurkt bin zu ihr nach Hause, in die Uni, in Gemeinderäume und in den Pfarrsaal wo sie unterrichtet hat.
Ihr bin ich mega dankbar, weil sie Yoga in mein Leben gebracht hat. Es hat mich dann nicht mehr losgelassen und ich wusste ich will auch was damit machen, weil die Erfahrung für mich so schön war. Ich hab davor lange beim Film gearbeitet. Das war sehr anstrengend, mit langen Arbeitszeiten und viele Reisen. Danach bin ich noch mal an der Uni und habe Filmwissenschaft studiert und eben Yoga kennengelernt. Yoga hat mich runtergebracht von dem ganzen Stress und aus dem Leben raus, in dem man nicht nach links und rechts schaut und dabei eigentlich das Leben verpasst, weil man nur arbeitet. Innerhalb von einer kleinen, kleinen Stunde konnte ich runterfahren und habe so viel Kraft geschöpft. Das wollte ich dann Anderen weitergeben.
Dann habe ich meinen Job hingeschmissen und eine Yogalehrer-Ausbildung gemacht. Erst habe ich die Yoga Works-Ausbildung gemacht und unterrichtet und dann weitere Ausbildungen, bis ich hier gelandet bin, in meinem eigenen Studio.
Inzwischen ist Yoga Bestandteil meines Lebens. Sportlich und auf der Matte, aber auch abseits der Matte.
My Yoga Guide: Der perfekte Übergang zu meiner nächsten Frage. Was bedeutet für dich Yoga im Alltag?
Roni Lacerda: Achtsamkeit. Achtsamkeit ist leider schon so ein abgedroschenes Wort geworden. Aber dennoch: achtsam sein. Vor allem mit sich selbst. Wenn es einem selbst nicht gut geht und man mit sich nicht im reinen ist kann man es nicht nach Außen geben. Man kann nicht vermitteln: „Entspannt euch! Alles ist super!“ Dazu muss es einem gut gehen und damit es einem gut geht muss man auf sich aufpassen und achtsam mit sich sein. Also Achtsamkeit mit sich selber und in dem Sinne auch mit Anderen.
Und Nachdenken ist wichtig. Vieles auf der Welt ist einfacher, wenn du ein bisschen nachdenkst bevor du etwas machst. Nicht immer nur schnell, schnell auf alles reagieren, sondern erst mal abwarten. Das ist so wichtig! Mal durchschnaufen: Atmen! Vielleicht sogar eine Nacht drüber schlafen und und dann mal gucken. Vielleicht ist es morgen ja uninteressant oder die Jacke braucht’s nicht mehr. Das hilft in Allen Bereichen. In Beziehungen, im Gespräch, im Konsumverhalten, einfach überall.
My Yoga Guide: Was sind die wichtigsten Dinge, die du an deine Yogaschüler weitergeben?
Roni Lacerda: Ebenfalls Achtsamkeit. Mir ist wichtig, dass jeder froh ist die Yogaklasse gemacht zu haben und es ein Stück weit geschafft hat gut zu sich zu sein.
Und mir ist Selbstliebe wichtig. Viele Leute kommen mit hochgezogenen Schultern und ich habe das Gefühl, dass Selbstliebe oft zu kurz kommt. Ich versuche immer zu vermitteln: Jeder ist schon ok so wie er ist.
Außerdem möchte ich meinen Schülern mitgeben, dass sie bei Sachen dabei bleiben, auch wenn es mal unangenehm oder anstrengend ist, wenn es stressig ist oder zwickt. Das sie lernen zu akzeptieren, dass das ein temporärer Diskomfort ist, ihn aber auch mal aushalten. Viele Menschen können nichts mehr aushalten. Wenn etwas ein bisschen unangenehm ist, sollen sie sich sagen: „Ok das ist jetzt für drei kleine Minuen so.“ und dann einfach mal schauen, was macht das denn statt sofort weglaufen. Weil wir immer abhauen, sobald was nicht passt. Statt uns zu konfrontieren und uns zu fragen: Warum denn?
Ich wünsche mir einerseits, dass meine Schüler in ihrer Praxis beständig bleiben, also regelmäßig Yoga machen, aber eben auch fünf Atemzüge im Krieger Zwei bleiben auch wenn sie schon nach dem zweiten denken „Ich kann nicht mehr“. Klar bevor du zusammenbrichst und dir weh tust hörst du auf, aber wenn du einfach kein Bock mehr hast, halt mal durch.
My Yoga Guide: Und was nimmst du selbst mit aus deinen Yogaklassen?
Roni Lacerda: Megaviel Energie. Das Feedback, dass ich bekomme ist für mich ein kleines Lebenselixier. Sowohl im Positiven, als auch im Negativen. Ich bin ein großer Fan von kritischem Feedback. Wenn man schon eine ganze Weile Yoga unterrichtet wird man betriebsblind und wenn mich dann mal jemand fragt: „Warum machst du das denn?“ Und ich denke mir dann „Ja krass warum eigentlich?“ Das ist total bereichernd.
Wenn ich merke den Leuten geht es gut, geh ich heim und bin zufrieden. Das finde ich einfach schön. Es ist auch immer Inspiration für mich.
My Yoga Guide: Hast du eine literarische Inspiration die du teilen möchtest?
Roni Lacerda: Die Angst, der Buddha und ich (Affiliate Link*) von Doris Iding. Ich hatte man eine Zeit, da hatte ich oft Panik- und Angstattacken, da hat mein Vater mir das Buch gegeben. Und das ist echt süß.
Und Buddhismus für Ungläubige (Affiliate Link*) von Stephen Batcher finde ich gut.
My Yoga Guide: Gibt es noch was was du sagen möchtest, wonach ich nicht gefragt habe?
Roni Lacerda: Was mir im Bereich „Yogalehrer sein“ noch wichtig ist: Ich finde Yoga muss eine Gemeinschaft sein. Dass auch Lehrer und Studio-Inhaber sich unterstützen und auch insgesamt die Yoga-Comunity. Dass man Yoga-Utensilien nicht bei Yogistar bestellt sondern vielleicht um die Ecke in einem kleinen Laden. Ich glaube an Regionalität und Zusammenhalt statt Konkurrenz. Das finde ich superwichtig und ich habe damit auch nur gute Erfahrungen gemacht in allen Ländern der Welt.
My Yoga Guide: Zum Abschluss zeige mir noch deine liebste Yoga Übung!
Roni Lacerda: Meine allerliebste Yoga-Asana ist Tadasana. Es ist die wichtigste Übung, weil du in Tadasana sowohl, die Beständigkeit nach unten, die Festigkeit und das „Geerdet-sein“ suchst und gleichzeitig – ich sag mal ab oberhalb der Knöchel – alles nach oben gibst und Leichtigkeit suchst.
Im Yoga sucht man anatomisch in jeder Haltung nach Tadasana. Das Feste und das Leichte. Und die Balance, also Yin und Yang. Ich übe und unterrichte Tadasana exzessiv weil es für mich die Essenz ist. Die Übung mag einfach sein, sie ist aber nicht simpel. Tadasana ist nicht umsonst die Grundhaltung aus der die anderen entstehen.
Was mir auch immer hilft ist Viparita Karani. Das hilft mir bei Stress im Kopf und bei Stress im Körper, wenn ich merke ich brauch jetzt einfach mal einen Takt.. Das ist die Übung, die ich am liebsten nutze um mir was Gutes zu tun: Füße an die Wand und sein lassen.
Ich mag auch sehr gerne starke Haltungen, aber ich finde die sind ein bisschen die Kür und diese Grundhaltungen sind die Pflicht. Der Rest macht einfach Spaß.
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